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Rudolf Herz: Der kalte Sommer 1912
Erschienen 20.07.2012 auf BR Hörspiele Podcast
Mit Cornelia Meliàn, Sebastian Fuchs, Wolfram Winkel, Leo Gmelch, Markus Muench, 48nord (Ulrich Müller, Siegfried Rössert) / Realisation: 48nord / BR 2012 / Länge: 44'34 // 1912 verbrachte Marcel Duchamp einen kalten Sommer in München. Am 25. August schrieb er nach Hause: "Hier unaufhörlicher Regen, kalt." // Rudolf Herz erklärt die überlieferten Wetterdaten des meteorologischen Landesamtes zur Partitur, die in einer freien Interpretation von dem Duo 48nord hörbar gemacht wird. Die Phase künstlerischen Umbruchs und emotionaler Belastung in der Biographie Duchamps wird dabei aufgegriffen und der Spannungszustand zwischen abstrakt-objektivierender Technologie und individuellem Tun ausgehend von den Daten zu Lufttemperatur, Luftdruck, Wind, Bewölkung des Sommers 1912 gestaltet. 100 Tage, von 21. Juni bis Ende September 1912 war Duchamp in München, an dem Ort, den er später als „Schauplatz meiner totalen Befreiung“ beschreiben sollte. Eingemietet in der Wohnung eines Ingenieurs und technischen Zeichners bahnte sich unter dem Eindruck einer ganz unerwarteten und inspirierenden Begegnung mit der abstrakten Welt der Technik eine Wende im Werk des Künstlers an. Fortan suchte Duchamp jede persönliche Handschrift zu vermeiden, veranstaltete Experimente mit dem Zufall und entdeckte den Geist der Ironie. Gleichzeit war diese Zeit von einem Psychodrama überschattet. Vor seiner Abreise nach München hatte Duchamp sich in Gabriella Picabia, die Frau seines besten Freundes, verliebt und erfahren, dass diese Liebe unerwidert blieb. Die Phase künstlerischen Umbruchs und emotionaler Belastung in der Biographie Duchamps wird in „Der kalte Sommer 1912“ aufgegriffen. Tatsächlich herrschte in Bayern in diesen Monaten außergewöhnlich schlechtes Wetter, wie aus den überlieferten Unterlagen des meteorologischen Landesamtes hervorgeht. Rudolf Herz erklärte das spröde Zahlenwerk der Meteorologen zur Partitur, die in einer freien Interpretation von dem Duo 48nord hörbar gemacht wird. Hierbei wird der Spannungszustand zwischen abstrakt-objektivierender Technologie und individuellem Tun ausgehend von den Wetterdaten des Sommers 1912 gestaltet. Tempo, Melodie und Processing leiten sich von der Temperatur-, Niederschlag- und Luftdruckkurve ab und übernimmt deren formale Proportionen. Außerdem werden den Wochen, die Duchamp in München verbrachte, jeweils zwei Satzfragmente aus den Originalbegleittexten zu den Tabellen von 1912 zugeordnet, die die Wetterdaten interpretieren. // Hörspiel Dauer: 00:44:42