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Michaela Melián: Föhrenwald
Erschienen 29.03.2013 auf BR Hörspiele Podcast
Mit Philip Götz, Leonie Hofmann, Gabriel Hecker, Marion Breckwoldt, Peter Brombacher, Eva Gosciejewicz, Hans Kremer, Anna Barbara Kurek, Stefan Merki, Stefan Zinner / Komposition: Michaela Melián/Carl Oesterhelt / Realisation: Michaela Melián / BR/kunstraum muenchen 2005/ Länge: 55'12 // Melián erzählt die wechselvolle Geschichte der gleichnamigen, 1937 in den Isarauen gebauten Mustersiedlung. Diese diente als geschlossenes Lager für Zwangsarbeiter, nach dem Zweiten Weltkrieg als Auffanglager für Displaced Persons - europäische, meist polnische Juden, Überlebende des Holocaust, die als heimatlose Ausländer auf eine Ausreise nach Israel oder Amerika hofften. Ab 1955 hatte Föhrenwald erstmals freiwillige Bewohner, Heimatvertriebene, die sich Siedler nannten. Der Text des Hörspiels verwendet u.a. transkribierte Interviews und Aufzeichnungen der damaligen Bewohner, die Komposition basiert auf Klängen – oft nur dem Rauschen und Kratzen alter Schellackplatten. Diese Tonträger wurden in den Jahren 1931-35 von Schallplattenfirmen, die mit dem ‚Jüdischen Kulturbund’ assoziiert waren, verlegt. Michaela Melián wurde im Mai 2005 für Föhrenwald mit dem 55. Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: „Das Lager – eine Metapher für das zwanzigste Jahrhundert. Michaela Melián setzt sich mit einem bedeutenden Thema auseinander, das sie mit großer Kunst stimmig aufarbeitet. Sehr verdichtet ist der Wechsel von Zeit und Bedeutung zusammengefasst in dem lakonisch zitierten Wechsel der Straßennamen in Föhrenwald: Adolf-Hitler-Platz – Independence Place – Kolpingplatz. Bei diesem aus persönlichen Berichten und historischen Quellen gestalteten Hörspiel würdigt die Jury sowohl die sorgfältige und ergebnisreiche Recherche wie die künstlerische Darstellung. Die Erlebnisberichte werden nicht von den Zeitzeugen selbst, sondern von Schauspielern gesprochen. Dadurch werden sie vom Persönlichen abgelöst und auf eine andere Ebene gehoben. Durch die sparsam gewählten Mittel entsteht eine konzentrierte Ruhe, die den Hörer bannt. Dem rhythmischen Wechsel der Stimmen, in dem das individuelle Schicksal immer wieder durch virtuos gesetzte Zäsuren als ein gebrochenes dargestellt wird, steht die fließende Hörspielmusik gegenüber. In dieser Musik wird Zeit als ein unaufhaltsamer Fluss der Geschichte vertont, der gleichgültig über Einzelschicksale hinweggeht. Auf diese Weise setzt Melián historische Allgemeingültigkeit mit individuell Erlebtem in Beziehung und bereichert das Genre des Hörspiels um einen akustischen Ausdruck für erinnerndes Bewusstsein.“ Hörspiel Dauer: 00:55:31