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BR Hörspiele Download: Hugo Ball: Tenderenda der Phantast (2/2)

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Hugo Ball: Tenderenda der Phantast (2/2)

Erschienen 26.02.2016 auf BR Hörspiele Podcast

Mit Meret Becker, Nadeshda Brennicke, Katharina Franck, Patrick Güldenberg, Lilith Stangenberg / Musik: Franz Hautzinger / Regie: Michael Farin / BR 2016 // Das ungestüme, wild überbordende Textkonvolut "Tenderenda", dessen Teile in der Zeit zwischen Herbst 1914 und Juli 1920 geschrieben wurden, ist das "geheime Vermächtnis" Dadas. Das zweiteilige Hörspiel präsentiert dieses von Ball auch einmal als "Phantatischer Roman" bezeichnete Werk ohne Kürzungen. Es wurde einer Leserschaft erstmals 1967 in Buchform zugänglich gemacht, aber bereits zu Lebzeiten Balls waren markante Teile dieses als "work in progress" entstandenen Textes auf diversen Dada-Soiréen immer aufs Neue bühnenwirksam erprobt worden. Am 2. Juni 1916 schreibt Ball an seinen Freund August Hofmann: "Ich weiß einige sehr lustige Dinge, die möchte ich gerne aufschreiben. Einiges davon lese ich oben in der Kneipe vor und man freut sich manchmal sehr darüber. Das ist so etwas wie Bruchteile aus einem satirischphantastisch-pamphletisch-mystischen Roman. Weiß der Teufel, was für eine Mißgeburt. Aber irgendwie hängts mit der Zeit zusammen." Wer sich heute an Tenderenda wagt, dem entzündet sich ein Feuerwerk. Die Überschriften der 15 Sequenzen - "Das Karusselpferd Johann" etwa, "Der Untergang des Machetanz", "Satanopolis", "Grand Hotel Metaphysik", "Der Verwesungsdirigent" - sind dabei Programm. Jedes Genre ist erlaubt. Alles ist Parodie, alles Subversion. Eine jede Phantasie führt in die richtige Richtung - und weist dabei stets auf jenes erschütternde Ereignis hin, das die damalige Welt komplett aus den Angeln gehoben hat: den Ersten Weltkrieg. Seither war nichts mehr, wie es war. Schon gar nicht die Kunst. Wie alle weltanschaulichen Gebäude zerfiel auch sie in lauter Einzelteile. Mit phantasievollen Tricks versuchten Künstler allerorten, sich den perfiden Gedankengängen der Herrschenden zu entziehen. Sie unterliefen die an sie gesteckten Erwartungen und konterkarierten den Wahnsinn der Welt durch Klamauk, was gedanklichen Tiefgang nicht ausschloss. Ihr Mittel, sich vom technokratischen Wahnsinn der Kriegstreiber zu distanzieren, war die absolute Freisetzung der Sprache. Und auch wenn sie dabei nicht selten um das Goldene Kalb des l‘art pour l‘art tanzten, wurden sie vielleicht gerade deswegen - je zynischer die Farce - zur moralischen Instanz. Hörspiel Dauer: 01:01:44